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In der Ära der Niedrigzinsen machen Sparer einen schlimmen Fehler

In der neuen Welt ohne Zinsen müssen die Deutschen lernen, anders zu sparen als bisher. Wer nicht umsteuert, riskiert den Wohlstand im Alter. Es gibt scheinbar nur eine echte Option.

Irgendwann platzte Mario Draghi dann offensichtlich der Kragen. Nachdem der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) die x-te Frage zum Leiden der deutschen Sparer wegen seiner Nullzinspolitik beantwortet hatte, verkündete er leicht gereizt: „Die Sparer müssen ihr Geld nicht nur auf dem Sparbuch anlegen, sondern haben auch andere Möglichkeiten.” Die privaten Anleger hätten es mit ihren Anlageentscheidungen auch selbst in der Hand, wie hoch ihre Erträge ausfallen, auch in Zeiten niedriger Zinsen, ließ er in einem Interview mit der „Bild” wissen.

So wenig beliebt der EZB-Präsident hierzulande wegen seiner ultralockeren geldpolitischen Maßnahmen auch sein mag – in diesem Fall hätten die deutschen Sparer dringend zuhören sollen. Denn in der nun schon länger währenden Ära der Niedrigzinsen bekommen sie die Quittung für das typisch deutsche Sparverhalten. Vor allem droht einer ganzen Generation der Weg in die Altersarmut, sollten die Deutschen nicht rasch in ihren Geldangelegenheiten umsteuern.

Irritierend sind die jüngsten Zahlen des Investmentverbandes BVI. Demnach tun die Sparer genau das Gegenteil von dem, was das Marktumfeld suggeriert und unabhängige Experten gebetsmühlenartig wiederholen. Die Deutschen verkaufen im großen Stil Aktienfonds und kaufen Produkte, die in erster Linie die Anbieter reich machen, deren Nutzen für die Anleger in der Dauer-Niedrigzinsphase aber zweifelhaft ist. Fast zwei Milliarden Euro flossen im ersten Quartal dieses Jahres aus Aktienprodukten ab. Vor allem aus den kostengünstigen Indexfonds wie dem iShares Euro-Stoxx-50 oder dem db x-trackers Dax zogen Investoren Geld zurück.

Dagegen erfreuen sich Mischfonds weiterhin großer Beliebtheit. Nachdem diese Vehikel mit Zuflüssen von 38,6 Milliarden Euro bereits 2015 ein Nachfrage-Rekordjahr hatten, flossen zwischen Januar und April nochmals 2,2 Milliarden Euro in diese Produkte. Lediglich offene Immobilienfonds waren mit Zuflüssen von 2,3 Milliarden Euro noch angesagter. Das ist das beste Quartalsergebnis seit 2010, als die offenen Immobilienfonds in den ersten drei Monaten 3,2 Milliarden Euro eingesammelt hatten.

Geblendet von der historischen Wertentwicklung

Das Anlageverhalten der Deutschen ist heikel. Schließlich haben die offenen Immobilienfonds eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Ein Teil der Produkte findet sich als Folge der Finanzkrise noch immer in Auflösung, Anleger stehen vor zum Teil gravierenden Verlusten. Dagegen können sich diejenigen Vehikel, die einem regulären Geschäftsbetrieb nachgehen, vor Geld kaum retten. Es fällt den Managern schwer, die Liquidität in sinnvolle Objekte zu investieren.

Experten sehen die Liebe zu den Mischfonds daher mit großer Skepsis. Zwar verteilen die Fondsmanager das Geld der Sparer auf die beiden wichtigsten Anlagesegmente – Aktien und Anleihen. Beide Investmentklassen sind grundverschieden, ihre Kombination gilt deshalb als Erfolg versprechend. Doch die Zeiten, in denen die Produkte auf breiter Front lukrative Renditen erzielen konnten, sind schon lange vorbei. Und nun, ausgerechnet in einer der größten Schwächephasen der vergangenen Jahre, erleben die Produkte ihren größten Absatzboom.

Hier wird offenbar, wie groß der Anlagedruck der Bundesbürger ist, die entweder nicht genau hinschauen, was ihnen die Bankberater verkaufen, oder sich von der historischen Wertentwicklung blenden lassen.

Fest steht: In der neuen Finanzwelt ohne Zinsen werfen Anleihen keine regelmäßigen Renditen mehr ab. Im Gegenteil, sie entwickeln sich zum Risiko. Ihre Kurse schwanken ähnlich stark wie die von Aktien. Ihre Pufferwirkung ist damit passé. Laut dem Analysehaus Thomson Reuters Lipper notieren 705 von 895 hierzulande angebotenen Mischfonds in diesem Jahr im Minus, darunter der beliebte Ethna Aktiv, der fast 4,9 Prozent verlor, nachdem er bereits das vergangene Jahr leicht im Minus beendet hatte.

Auch der Carmignac Patrimoine notiert im laufenden Jahr im Minus nach einem Null-Jahr 2015. „Leider sind auch Mischfonds in der letzten Zeit als eierlegende Wollmilchsäue beschrieben worden. Das sind sie definitiv nicht”, sagt Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

In der Volatilität liegt eine Chance

Hier sei Ehrlichkeit gefragt. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass gute Renditen nur erzielbar sind, wenn auch Kursschwankungen akzeptiert werden.” Die Volatilität sei der Feind des kurzfristig orientierten, aber der Freund des langfristig denkenden Investors. „Insofern freuen wir uns über die Chancen, die das aktuelle Umfeld bietet, auch wenn sich einige Investoren noch in der neuen Welt des Auf und Ab zurechtfinden müssen.”

Doch das fällt allen Beteiligten, angefangen von den Verkäufern in den Banken bis hin zu den Sparern, schwer. Bislang scheinen die Mahnungen noch zu verhallen. Etwa die von Dachfondsmanager Eckhard Sauren: „Die Ergebnisse der Mischfonds in der Vergangenheit lassen sich im aktuellen Marktumfeld kaum wiederholen. Anleger sollten nicht auf die Vergangenheitsentwicklung sehen, sondern das Zukunftspotenzial der jeweiligen Fonds genau hinterfragen.”

Die Liebe der Deutschen zu den Zinsprodukten scheint nicht mehr zeitgemäß. Sie sind keine Garantie für auskömmliche Renditen mit Blick auf den Ruhestand. Im Kampf gegen Altersarmut sind Aktien offenbar die einzige Option. Die deutsche Furcht vor Volatilität können Anlageexperten ohnehin nicht nachvollziehen. „Natürlich schwanken Aktienmärkte stärker als etwa die Immobilienmärkte, allerdings wird dieser Umstand oftmals nur als Risiko interpretiert”, so Björn Marquardt, Anlagestratege für Firmenkunden in der Sparkassen-Gruppe.

„Aber gerade durch die erhöhte Schwankungsbreite der Aktienmärkte ergibt sich eine zusätzliche Chance, die sich langfristig sehr positiv auf ein Portfolio auswirken kann. Außerdem gehören Aktien wie Immobilien zu den Sachwerten. Sie sind eine Möglichkeit der Partizipation an der Entwicklung der Volkswirtschaft.”

http://www.welt.de/finanzen/article155434152/In-der-Aera-der-Niedrigzinsen-machen-Sparer-einen-schlimmen-Fehler.html

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