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Deutsche müssen sich auf Rente mit 73 einstellen

Wollen wir uns dieses Rentensystem leisten, muss der Ruhestand viel später beginnen. Das haben Ökonomen des IW berechnet. Wer heute jünger als 40 ist, würde demnach fast bis ans Lebensende arbeiten.

Wolfgang Schäuble dürfte einer der wenigen sein, die den bevorstehenden Renten-Schock gut verkraften werden. Der 74-Jährige steckt voll im Berufsleben und denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Rente mit 67 oder gar mit 70 – warum nicht?

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) wartet jetzt mit einer neuen Schock-Prognose auf. Demnach müssen sich die Deutschen darauf einstellen, künftig erst mit 73 Jahren in Rente gehen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, die der „Welt” exklusiv vorliegt.

Die Ökonomen haben errechnet, wie das Rentensystem trotz der demografischen Krise finanzierbar bleibt. Damit nicht immer mehr Rentner von immer weniger Erwerbstätigen „durchgefüttert” werden müssen, muss der Pool der aktiv Arbeitenden vergrößert werden. Das lässt sich laut IW am ehesten dadurch erreichen, dass die Deutschen deutlich länger arbeiten. „Um die Beitragssätze konstant zu halten, muss das Renteneintrittsalter stark ansteigen”, sagt Susanne Kochskämper, Autorin der Studie. Im Jahr 2030 soll es bei 69 und in 2035 bereits bei 71 Jahren liegen. Ab 2041 könnte es dann laut IW-Plänen bei 73 Jahren konstant gehalten werden.

Viel Zeit, den Ruhestand noch in Würde zu verbringen, bliebe den Deutschen angesichts solcher Vorschläge nicht. Ein heute 40 Jahre alter Mann besitzt laut aktueller Sterbetafel eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79 Jahren. Ihm blieben also noch sechs Jahre, um seine Rente zu verprassen. Frauen gleichen Alters hätten dafür immerhin vier Jahre mehr Zeit. Damit würde die durchschnittliche Rentenbezugsdauer sogar unter das Niveau von 1960 zurückfallen, als Männer 9,9 Jahre staatliche Altersbezüge erhielten und Frauen immerhin fast elf Jahre. Aktuell liegt der Wert für Männer im Durchschnitt bei 19,3 Jahren, für Frauen bei 21,4 Jahren. Die Zahlen offenbaren, in welch misslicher Lage sich das staatliche Rentensystem befindet.

Momentan bereitet sich Deutschland unter großen Schmerzen auf die Rente mit 67 vor. Die Regelaltersgrenze wird seit dem Jahr 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht. Die Anhebung erfolgt zunächst um einen Monat pro Jahr, ab dem Jahr 2024 um zwei Monate pro Jahr. Ab 2029 soll das Rentenalter dann bei 67 Jahren liegen. Das bedeutet: Arbeitnehmer ab dem Jahrgang 1964 können damit künftig erst mit 67 Jahren in Rente gehen. Ein früherer Rentenbezug ist ab dem 63. Lebensjahr zwar möglich, wird aber wie bisher mit einem Abzug bei der Rente geahndet. Für jeden Monat, den man früher geht, wird die Rente um 0,3 Prozent gekürzt.

Stärkste Rentenerhöhung seit 1993 steht bevor

Allerdings hat die Politik zuletzt zahlreiche Wohltaten verteilt. Eine sogenannte Lebensleistungsrente etwa soll die Altersbezüge bei jenen aufstocken, die trotz langer Beitragszahlungen nicht genügend Geld haben, um ihren Lebensabend zu bestreiten. Außerdem steht Deutschlands Rentnern im Juli die stärkste Rentenerhöhung seit 23 Jahren bevor. Die Renten werden im Westen der Republik um 4,25 Prozent steigen, im Osten sogar um 5,95 Prozent. Dabei muss der Bund die Rentenkasse schon jetzt jährlich mit rund 86 Milliarden Euro alimentieren. Geht es in diesem Tempo weiter, dürfte 2020 wohl die 100-Milliarden-Marke geknackt werden.

Die Diskrepanz zwischen staatlichen Rentenansprüchen und ihrer Finanzierbarkeit treibt das IW um. Um ein fiskalisches Desaster oder drastische Rentenkürzungen zu vermeiden, müsste das heutige Verhältnis von drei Beitragszahlern, die einen Rentner finanzieren, konstant bleiben. Lässt man den demografischen Wandel ungebremst wirken, kommen im Jahr 2050 nur noch 1,5 Arbeitnehmer auf einen Rentner. Genau das ist der Grund, weshalb die Bundesbürger laut IW-Berechnungen ab 2041 bis 73 arbeiten sollten.

Der Effekt lässt sich abmildern, sollte etwa die Tendenz zur Frühverrentung umgekehrt werden. Doch selbst bei einer großzügigen Rechnung, bei der es reicht, wenn 2,2 Arbeitnehmer auf einen Rentner kommen, müsste das Renteneintrittsalter drastisch steigen. Dann dürften die Deutschen ab 2036 erst mit 69 Jahren und ab 2045 mit 70 Jahren in den Ruhestand. Die heutige Rechnung der Politik halten die IW-Forscher für zu optimistisch. Es müssten viel mehr Personen als heute jenseits der Regelaltersgrenze arbeiten, um ein tatsächliches durchschnittliches Renteneintrittsalter von 67 Jahren zu realisieren.

Denn das gesetzliche Rentenalter ist keineswegs gleichbedeutend mit dem „echten” Beginn des Ruhestandes. Der Deutsche beendet seine Erwerbstätigkeit im Schnitt, wenn er 62,1 Jahre alt ist. Frauen arbeiten ein halbes Jahr länger. Besonders extrem ist der Unterschied zwischen Gesetz und Realität in Frankreich. Die Franzosen setzen sich mit knapp 60 Jahren zur Ruhe, während gesetzlich 65 Jahre vorgegeben sind.

Am längsten arbeiten in Europa die Portugiesen. Sie verlassen den Job durchschnittlich erst mit 68,4 Jahren. Noch extremer geht es in Ländern wie Mexiko zu. Dort sind wie bei uns 65 Jahre per Gesetz vorgeschrieben. Doch die Männer müssen, um über die Runden zu kommen, arbeiten, bis sie 73 sind – die Frauen sogar bis 75.

Die Probleme mit der staatlichen Rente sind der Bundesregierung durchaus bekannt. Erst im Februar haben die Beamten von Schäuble auf 70 Seiten bis ins kleinste Detail vorgerechnet, welche Folgen die Alterung der Gesellschaft für die Entwicklung der Staatsfinanzen hat. Es gebe „erhebliche Tragfähigkeitsrisiken”. In einem ungünstigen Szenario könnte der Schuldenstand bis zum Jahr 2060 „kontinuierlich auf rund 220 Prozent” des Bruttoinlandsproduktes steigen, mahnen die Beamten. Schäuble schockte die Öffentlichkeit daraufhin, das Rentenalter auf 70 Jahre anzuheben. Schon kurze Zeit später kommt das IW mit 73.

http://www.welt.de/wirtschaft/article155727199/Deutsche-muessen-sich-auf-Rente-mit-73-einstellen.html

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