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Cems Stunde

 Cems Stunde

Grünen-Chef Özdemir galt lange als dröge, das ist vorbei. Er fordert Waffenlieferungen im Kampf gegen den IS und einen modernen Islam – und hat damit Erfolg wie nie.
Von Lisa Caspari, Halle an der Saale

21. November 2015, 19:56 Uhr / Aktualisiert am 21. November 2015, 19:57 Uhr 257 Kommentare

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Die erste Woche nach dem Terror von Paris war trotz allem Schrecken eine gute für Cem Özdemir. Der alte und neue Grünen-Chef hatte einen Gastauftritt in der TV-Show von Jan Böhmermann, dem Satiriker für die aufgeklärte Jugend. Ob Özdemir, der gebürtige Türke und Muslim, sich schon von den islamistischen Attentätern distanziert habe, provozierte Böhmermann seinen Gast. Der parierte gelassen: Gerade Muslime litten doch unter dem IS-Terror.

Den Spagat, den ein solcher Auftritt nur wenige Tage nach dem Angriff auf das öffentliche Leben in Paris darstellt, bewältigte Özdemir problemlos, auch wenn er im Nachhinein sagte, ein „wenig aufgeregt gewesen zu sein”: Er witzelte mit Böhmermann, ließ aber nie den Ernst der Lage aus dem Blickfeld geraten. Auch die Waffenlieferungen an die Peschmerga, die den IS bekämpfen – eines seiner Lieblingsthemen– kamen in dem zehn Minuten langen Gespräch auf.
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„Das kann er „, sagen Wegbegleiter über den 49-jährigen Schwaben, der auch in den normalen Polit-Talkshows besteht. Özdemir, der erkennbar an sich und seinem Profil gearbeitet hat, wurde am Samstag vom Grünen-Parteitag erneut zum Vorsitzenden der Partei gewählt. Trotz eines Gegenkandidaten kam er auf 76 Prozent der Stimmen – ein deutlich besseres Ergebnis als das seiner Co-Vorsitzenden Simone Peter.
Nun wirkt er entschlossen

Was auch mit den zwei Reden zu tun haben könnte, die Özdemir auf dem Delegiertentreffen hielt. Özdemir, der in seiner Partei lange als etwas dröge galt, wirkte entschlossen, sprach virtuos. Selbst Parteilinke sagen in Halle an der Saale von sich aus, dass sie den Auftritt des Parteichefs für „vielleicht seinen besten in all den Jahren” hielten.

Was auch damit zu tun hat, dass er seine Themen gefunden hat und diese gerade perfekt in die Zeit passen. Anders als die Agrarwende und die Zeitpolitik, die auf dem Parteitag auch diskutiert wurden. Özdemir hat sich auf einen realpolitischen Kurs in der Außenpolitik festgelegt. Schon vor gut einem Jahr sprach er sich dafür aus, den „Islamischen Staat” mit Waffenlieferungen an die Kurden zu bekämpfen; man könne sich ihm nicht mit der Yogamatte entgegenstellen. Das war eine Provokation für seine Partei. Aber das Thema ist nach dem Terror von Paris natürlich aktueller denn je. In der Fraktion war Özdemir mit seiner Position lange allein, in den Fernsehtalkshows deshalb gefragt.

Der Grünen-Chef weiß, dass er mit seinem klar anti-pazifistischen Kurs auch Sympathien einbüßt. Von sich aus erwähnt er den militärischen Aspekt in seinen beiden Reden auf dem Parteitag nicht. Doch eine Nachfrage eines Delegierten lässt ihn dann doch bekennen: Er glaube an die Waffenlieferungen, „auch wenn mich das jetzt Stimmen kostet”. Tut es am Ende nicht.

Neu ist die dezidierte Haltung, die Özdemir beim Thema Islam einnimmt. Deutlich wie nie adressiert der Sohn türkischer Gastarbeiter auf dem Parteitag die Vertreter des Islam in Europa und legt ihnen nahe, sich endlich zu modernisieren. „Es muss möglich sein, im Jahr 2015 die Worte des Propheten zeitgemäß auszulegen”, ruft er den Delegierten zu. „Kein heiliges Buch steht über den Menschenrechten und der Verfassung der Bundesrepublik.” Das müsse sich so mancher deutscher Islamvertreter zu Herzen nehmen, findet Özdemir.

 

Forrás: http://www.zeit.de/

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